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Opposition, Quadrat und Quincunx

 

 

Die "bösen Aspekte" der mittelalterlichen Astrologie


Die drei "bösen Aspekte" in der älteren astrologischen Literatur, also vor allem Quadrat und Opposition, aber auch das Quincunx, sind eng verbunden mit einem der stärksten Gefühle: mit der Angst. Wenn eine astrologische Beratung erfolgreich ist, wird man früher oder später auf eben diese Ängste stoßen, da es in den meisten Fällen eben alte, oft ins Unbewußte versunkene Ängste, die mittlerweile kaum noch Realitätsbezug haben, sind, die die Weiterentwicklung der Persönlichkeit behindern. Das soll aber nicht heißen, daß Angst immer negativ ist - nur erstarrte Ängste werden zu einem Hindernis; lebendige, bewegliche Angst mit einem soliden, intakten Realitätsbezug ist einer der effektivsten Selbstschutz-mechanismen, über die wir verfügen.


Es ist kurz vor Mitternacht. Die Sichel des abnehmenden Mondes taucht den Waldweg in fahles Licht. Ist das der richtige Weg heim? Sah er wirklich schon heute nachmittag so aus? Sie gehen unschlüsig weiter. Da raschelt es hinter Ihnen, Sie drehen sich um - ein großer, schwarzer Hund steht nur zehn Schritte hinter auf dem Weg und knurrt. Einen Augenblick stehen Sie reglos da, haben das Gefühl, daß die Erde unter Ihnen zu schwanken beginnt, doch dann drehen Sie sich um und rennen so schnell wie noch nie in Ihrem Leben den Waldweg entlang ...

Nun, hoffen wir, daß die Geschichte trotz der Panikreaktion gut ausgegangen ist.


Angst hat viele Formen und es gibt kaum etwas, was nicht ihr Auslöser sein könnte. Aber dahinter verbirgt sich immer dieselbe Struktur, die wie folgt abläuft:


1. normale Situation

2. Etwas Unvorhergesehenes, Bedrohliches bringt einen aus der Fassung, man erbleicht, der Blutdruck fällt, das "Herz rutscht einem in die Hose", man verliert seinen Halt, man wird von dem Ereignis überschwemmt - die Schrecksekunde.

3. Man reißt sich zusammen, reagiert, rennt weg - gezielt oder in Panik ...

4. Nachdem die Situation überstanden ist, bildet sich das Bestreben, ähnliche Situationen künftig zu vermeiden - man entwickelt die Angst vor der Angst bzw. vor der angstauslösenden Situation.

5. Nach heftigen, unverarbeiteten Angsterlebnissen kann diese Vermeidungshaltung immer mehr um sich greifen, da sie immer mehr Dinge als potentielle Bedrohung einstuft, und sich zu einem irrationalen, neurotischen Verhalten auswachsen, das immer mehr Lebensbereiche und Handlungen in die Vermeidungs-haltung miteinbezieht und so zu einer die ganze Persönlichkeit blockierenden Angst vor den verschie-densten Dingen wird.


Diese Angstdynamik und die die mit ihr verbundenen und gefürchteten Zustände sind in drei der sieben schon beschriebenen astrologischen Aspekten enthalten:


a) im Quadrat als Instabilität, Zerstörung und Mangel an Gedeihen und ruhigem Wachstum,

b) in der Opposition als Ruhelosigkeit, Verlustangst und als ständiges Schwanken und Unentschiedenheit sowie

c) im Quincunx als Mühe, Störanfälligkeit und Hoffnungslosigkeit.


... Planeten, die durch einen dieser drei Aspekte verbunden sind, haben es nicht einfach ...


Die Unterschiede zwischen diesen Aspekten lassen sich am einfachsten anhand der verschiedenen Angstreaktionen zeigen:


a) Quadrat: Man kauert sich zusammen und macht sich klein, verkriecht sich in einer Höhle, um der Zerstörung, dem Gefressenwerden zu entgehen - man versucht alles auf einen Punkt zusammenzuziehen.

b) Opposition: Man erstarrt, wird reglos, klammert sich an einen Strohhalm, an der Vergangenheit fest und will die Situation nicht wahrhaben und hofft so dem Verlust entgehen zu können: man sucht die absolute Ruhe - Totstellreflex.

c) Quincunx: Man hält den Atem an, bricht den Kontakt nach außen ab, isoliert sich und versucht durch Autarkie/Autismus dem drohenden Mangel zu entgehen - Isolation.


Diese Reaktionen können vom kaum bemerkten Zusammenzucken bis hin zur Todesangst in jeder Intensität auftreten.


Aus diesen drei Arten der Angst können sich, wenn sie unverarbeitet bleiben, verschiedene Folgeschäden als irrationale Schutzform, als Vermeidungshaltung gegenüber einer Wiederholung der ursprünglichen angstauslösenden Situation entstehen. Diese unbewußten und mißglückten Verarbeitungsversuche können jeweils in einer progressiven Form, in einer "Flucht nach vorn / in die Zukunft", als Steigerung, oder in einer regressiven Form, in einer "Flucht in die Vergangenheit", einem Rückzug auftreten.

Beidemale ist es aber eine Flucht fort aus der Gegenwart in die Zukunft bzw. in die Vergangenheit und bewirkt somit einen Realitätsverlust durch das Abbrechen des Kontaktes zum Hier und Jetzt und ist folglich wiederum die Ursache weiteren Fehlverhaltens.


a) Die progressive Form beim Quadrat ist das Machtstreben, das Herrschenwollen, und die regressive Form ist die Unterwürfigkeit und das Dienen.

b) Die progressive Form bei der Opposition ist die Hektik, und die regressive Form ist die Starre.

c) Die progressive Form beim Quincunx ist die Askese, und die regressive Form ist die Sucht.


Natürlich ist es hierbei von großer Bedeutung, welche Planeten an dem Aspekt beteiligt sind - bei einem Mars-Jupiter-Quadrat sind eher revolutionäre Machtkämpfe zu erwarten als bei einem Mond-Neptun-Quadrat, bei dem es wahrscheinlicher ist, daß das Helfersyndrom auftauchen wird. Aber die Dominanz des einen Aspektplaneten, in der Regel dessen mit der längeren Umlaufzeit, über den anderen, die bis zur Verdrängung und somit völlig Deformierung der Qualitäten des unterlegenen Planeten führen kann, wird doch in den meisten Fällen zu beobachten sein.

Es stellt sich nun die Frage, ob mit dieser Beschreibung der verschiedenen Formen der Angst schon das letzte Wort zu den Quadraten, Oppositionen und Quincunxen gesagt worden ist. Zumindest erscheint noch ihre Betrachtung im Zusammenhang mit den anderen Aspekten sinnvoll.


Insbesondere aus der Zuordnung der Aspekte zu den Tierkreiszeichen ergeben sich einige neue Gedanken:

Die Opposition und die beiden Quadrate entsprechen kardinalen, also erschaffenden Zeichen, die Neues erschaffen, woraus sich schließen läßt, daß ein Teil der Spannung, die in Opposition und Quadrat liegt, mit der Neigung dieser Sternzeichen zu Abgrenzung bzw. Bewegung verwandt ist. Oder umgekehrt betrachtet: Krebs, Waage und Steinbock zeigen, daß es offenbar auch einen kreativen Umgang mit den ihnen verwandten Opposition und Quadraten geben muß. Das vierte kardinale Zeichen, der Widder, ist entsprechend dem "guten Aspekt" der Konjunktion spontan aus dem Hier und Jetzt heraus kreativ.

Bei den fixen, also gestaltenden Zeichen ist das Verhältnis von "guten" zu "bösen" Aspekten genau umgekehrt: drei von ihnen gehören zu den "guten" Aspekten (Löwe-Trigon, Wassermann-Sextil, Stier-Halbsextil) und nur einer zu den "bösen" (Skorpion-Quincunx).

Dasselbe Verhältnis liegt bei den beweglichen Zeichen vor: zu den "guten" Aspekten gehören das Schütze-Trigon, das Zwilling-Sextil, und das Fische-Halbsextil, während das Jungfrau-Quincunx zu den bösen Aspekten zählt.

Die Vorliebe der erschaffenden Kardinalzeichen für die "bösen" Aspekte weist auf die allgemein bekannte Tatsache hin, daß kreative Veränderungen immer durch Spannungen und Probleme verursacht werden.

Der Umstand, daß die Tierkreiszeichen ja nicht allgemein in angstvoll-neurotische und in vertrauensvoll-gesunde eingeteilt werden, und sie sich auch nicht entsprechend den "guten" und "bösen" Aspekten in zwei Fronten gegenüberstehen, sondern einen Kreis bilden, legt die Vermutung nahe, daß die Aspekte gar nicht "gut" oder "böse" sind, sondern die notwendigen Teile eines Ganzen darstellen.


Diese "ganzheitliche" Vorstellung läßt sich recht gut mit dem Bild eines Zeltes veranschaulichen: Das Erdloch in der Mitte des Zeltes, in dem die Zeltstange steckt und das beim Aufbauen des Zeltes als erstes gegraben wurde, entspricht auch dem ersten Zeichen des Tierkreises, dem mit der Konjunktion verbundenen Widder. Die Zeltstange, die in diesem Loch in der Mitte des Zeltes steckt, ist das Quadrat, das Zeltplane und Erde auseinanderhält, so wie das Quadrat im Krebs und im Steinbock ebenfalls zwei Dinge, nämlich das Innen und das Außen, auseinanderhält. Die Zeltplane selber wird durch den Zusammenhalt des Trigons dargestellt. Nun bedarf es noch der Schnüre, mit deren Hilfe das Zelt gespannt werden soll: die Sextile. Um nun die rechte Spannung zu erzeugen, müssen diese Schnüre (Sextile) vermittelst der Heringe (Halbsextile), die sich entsprechend den kleinen 30°-Schritten des ihnen entsprechenden Aspektes sozusagen zu zwölft in einem Kreis um das Zelt verteilen, so gespannt werden, daß sich der Zug nach je zwei entgegengesetzten Richtungen genau die Waage hält, welche Kunst offenbar eben diesem Sternzeichen und der mit ihm verbundenen Opposition entspricht.

So ergibt sich aus dem Erdloch für die Zeltstange (Konjunktion), der Zeltstange selber (Quadrat), der Plane (Trigon), den Schnüren (Sextile), den Heringen (Halbsextile) und dem rechten Spannen (Opposition) das Zelt. Und das Quincunx? Nun, dieser Aspekt ist das Nachspannen der Schnüre und das Flicken der Zeltplane.


Aus der Zodiak-Aspekte-Analogie, dem Zelt-Gleichnis (und der eigenen Erfahrung) ergibt sich somit eine etwas "neutralere" Darstellungsmöglichkeit der drei "bösen" Aspekte:

a) Das Quadrat ist bestrebt, zu trennen, zwei Dinge auseinanderzuhalten und in diesem Sinne die Einseitigkeit bzw. Reinheit einer Qualität zu fördern.

b) Die Opposition besteht aus einer Gegensatz-Ergänzung wie die beiden Pole eines Magneten, wie das Yin-Yang-Zeichen, und lebt aus der Spannung, der Bewegung und der Beziehung zwischen den beiden Polen heraus.

c) Das Quincunx ist die nie endende Arbeit und das ewige Mühen, wofür das Geschirrspülen vielleicht das anschaulichste Beispiel ist: die Quincunx-Ordnung der Jungfrau und die Quincunx-Spannungen des Skorpions müssen immer wieder aufs neue hergestellt werden; dazu zählen auch das Atmen, das Essen und Trinken, das Waschen und der Schlaf (Jungfrau-Ordnung) sowie die Motivierung, die Sexualität und die Überwindung (Skorpion-Spannung).


Als neutrale Darstellung bieten sich daher statt der unheilvollen mittelalterlichen Visionen dieser drei Aspekte folgende Bilder an:

a) Quadrat: aus der "Zerstörung" wird das "Häuserbauen", das Schaffen von konkreten, festen Formen durch Entscheidungen, Winkel und Trennungen;

b) Opposition: aus der "Verlustangst" wird das "Schaukeln", die frei fließende Bewegung zwischen zwei Polen;

c) Quincunx: aus der "Angst vor Mangel" wird die "Hingabe ans Geschirrspülen", das ständig wiederkehrende und bejahte, als Teil des eigenen Lebens empfundene Bemühen, als die Verbundenheit mit einer Sache.


Der springende Punkt ist nun offenbar die Frage nach den Möglichkeiten, von den Schattenseiten dieser drei Aspekte zu einem etwas friedvolleren Umgang mit ihnen zu gelangen. Um dieser Entwicklungsmöglich-keit auf den Grund zu gehen, ist es sinnvoll, sich einmal den Aufbau eines Horoskopes anzusehen, wobei das Gleichnis zwischen Horoskop und Schauspiel es erleichtert, die Struktur zu erfassen.

Der Aszendent ist das Bühnenbild, die Planeten die Schauspieler, die Tierkreiszeichen die Rollen der Schauspieler und die Häuser ihre Plätze auf der Bühne. Das Aspektgefüge ist schließlich das Drehbuch des Stückes.

Wie kommt es aber nun, daß ein und dasselbe Schauspiel, sagen wir "King Lear" von Shakespeare, einmal den Theaterabonnenten, Gelegenheitszuschauern und Kunstkritikern zu tiefen Einsichten verhelfen kann und die vielen verschiedenartigen Narren, die in diesem Stück auftreten, an das Innerste des Menschen rühren, und daß ein andermal dieselben Narren desselben Dramas die Zuschauer bestenfalls zu einem mitleidigen Lächeln und zu der Empfehlung an die Schauspieler, sich doch auch einmal eine Theaterschule von innen anzusehen, wenn nicht gar zu unverhohlenen "Buh"-Rufen bewegen können?

Die Verantwortung für diesen Unterschied liegt beim Regisseur bzw im Horoskop beim freien Willen, bei dem kleinen Punkt in der Mitte des Zodiaks auf dem Horoskopformular, der das darstellt, was sich in dem betreffenden Menschen inkarniert hat und sich in das Horoskop wie in ein Gewand gehüllt hat. Es ist das, was tief in einem "Ich" sagt. Dieses "Ich", dieser freie Wille trägt allein die Verantwortung für das Gelingen des Schauspieles, für die Qualität des eigenen Lebens. Nur von ihm hängt das Niveau ab - nicht von der Umwelt, nicht von den Genen, nicht von den Sternen: die Umwelt legt das Rohmaterial fest und gibt Anregungen, die Gene legen die Spezies und einzelne generelle Merkmale fest, und die Sterne bestimmen die Charakterstruktur und den Lebensstil, aber für das Niveau und die Reife, für das Glück und die Lebensfreude ist ausschließlich der freie Wille, die Bewußtheit und Wachheit des "Ichs" verantwortlich.


Um das Wesen und die Dynamik von Quadrat, Opposition und Quincunx, also die Aufgabe der Angstbewältigung durch das "Ich", den freien Willen, zu ergründen, ist es sinnvoll, einmal zu betrachten, warum nur diese drei Aspekte mit Ängsten verbunden sind.

Wenn man die Dynamik von Konjunktion, Trigon, Sextil und Halbsextil betrachtet, fällt vor allem auf, daß sie alle zentripetal ausgerichtet sind, d.h. zusammenfassen, verbinden, vereinen, also die beteiligten Planeten näher zusammenrücken lassen, und die Tendenz haben, allles zu einem Punkt zusammenzuziehen.


a) Konjunktion: Identität, als Einheit erleben;

b) Trigon: Zusammenhalt, ständige Verbindung;

c) Sextil: Austausch, Bedarfsfall-Verbindung;

d) Halbsextil: Sensibilität, Wahrnehmung und Reaktion.


Die drei "bösen" Aspekte, das Quadrat, die Opposition und das Quincunx hingegen wirken zentrifugal, d.h. sie weiten und dehnen und streben nach außen und bilden somit die Gegenkraft zu den zentripetalen Kräften der "guten" Aspekte.


a) Quadrat: Trennung, "Häuserbauen";

b) Opposition: Bewegung, "Schaukeln";

c) Quincunx: Wiederholungen, "Geschirrspülen".


Durch das Zusammenwirken dieser beiden Kräfte, dieser beiden Richtungen, dem Strebn nach Innen und dem Streben nach Außen ergibt sich dann der Kreis, der Zodiak.


Wenn man die anfangs beschriebene Angstdynamik und die zentripetalen bzw. zentrifugalen Tendenzen der Aspekte betrachtet, wird der Ursprung der Angst bei Quadrat, Opposition und Quincunx deutlich:

Auf die Wahrnehmung der Gefahr folgt zunächst die Schrecksekunde, in der die Psyche ihren Halt verliert und von dem Erlebnis überschwemmt wird.

Als Reaktion darauf krampft man sich zusammen und sucht nach einem rettenden Strohhalm. An dieser Stelle, gegen dieses sich-Zusammenziehen bieten Quadrat, Opposition und Quincunx Widerstand - ihrer Dynamik entspricht nicht das sich-Totstellen, sonder das aktive der Gefahr entgegentreten. Wenn man aber zu keiner, aktiven, gezielten und bewußten Reaktion mehr fähig ist, werden Quadrat, Opposition und Quincunx durch das angstauslösende Erlebnis blockiert. Man versucht, um sich trotz dieser Aspekte auf einen Punkt zusammenziehen zu können, diese Aspekte zu umgehen, zu verdrängen, zu bekämpfen, zu zerstören, weil sie der Angstreaktion, dem sich-Zusammenziehen im Wege stehen.

In dieser Situation können dann auch äußere Gefahr und innerer Widerstand gegen die Angstreaktion gleichgesetzt werden und im folgenden daher die gesamten Themen des betreffenden Aspektes als bedrohlich erlebt werden.


a) Das Quadrat verhindert das Zusammenkauern und ruft daher als Verzweiflungsreaktion das "Zerbrechen der Zeltstange", die Zerstörung hervor.

b) Die Opposition verhindert die Starre, den Torstellreflex, und ruft deshalb als Verzeiflungsreaktion das Festklammern und das Verhaften hervor.

c) Das Quincunx verhindert die Isolation und ruft so als Verzweiflungsreaktion den Autismus hervor.


Das Zusammenziehen der Angst stößt auf inneren Widerstand und ruft nun Angst vor diesem Widerstand hervor, die dann dazu führt, daß man seine Kraft nicht gegen die äußere angstauslösende Situation, sondern gegen den inneren Widerstand gegen die Panikreaktion richtet, was offensichtlich äußerst destruktiv ist.

Quadrat, Opposition und Quincunx sind die Kräfte der Erweiterung, des sich-Öffnens nach außen - nicht nur in Gefahrensituationen, sondern auch im Spiel, im Entdecken von Neuem und allgemein in der täglichen Verarbeitung von unbekannten Eindrücken, Die Angst ist zunächst einmal ein Warnsignal, ein Aufwecken in Gefahrensituationen und ist somit etwas Hilfreiches - ohne sie wäre ein Überleben nicht möglich. Die Angst verbindet sich mit Quadrat, Opposition und Quincunx erst dann zum Erlebnis der "bösen" Aspekte, wenn man einmal nicht in der Lage war, mit Hilfe dieser drei Aspekte in einer Gefahrensituation sinnvoll zu reagieren, sondern in Panik geriet und diese Panik auch im nachhinein nicht "verdauen" konnte.

Das Erscheinungsbild von Quadrat, Opposition und Quincunx für einen Menschen hängt also davon ab, inwieweit er in der Lage ist, konstruktiv mit bedrohlichen Situationen umzugehen, also zu erkennen, in welchem Maße es sinnvoll ist, eine Wiederholung der bedrohlichen Situation zu vermeiden bzw. welche Fähigkeiten oder Dinge man sich erwerben muß, damit die Situation nicht mehr bedrohlich ist.

In der anfangs beschriebenen Situation könnte ein konstruktiver Umgang z.B. darin bestehen, daß die Person nach der Schrecksekunde, in der sie von dem Ereignis überschwemmt wird, sich sammelt, sich in ihr Inneres zurückzieht und von dort aus wieder auf die Situation zugeht, sich z.B. einen festen Knüppel greift oder auf einen Baum klettert statt in Panik davonzurennen (was schließlich keinen Sinn ergibt, da Hunde weit schneller sind als Menschen).

Dieses sich-Sammeln in der Innersten Heimat (was auch innerhalb eines Sekundenbruchteils möglich ist) gibt die Kraft und die Bewußtheit, von den zentrifugelen Aspekten Gebrauch zu machen und deren Kräfte nach außen hin auf die Gefahr zu richten: durch das Quadrat zu trennen und zu zerstören, durch die Opposition zu bewegen und zu verändern, und durch das Quincunx mit List und Geschick die Umstände zum eigenen Vorteil zu nutzen, statt sich wie bei der Panik kleinmachen zu wollen und so die Kraft des Quadrates gegen sich selber zu richten, statt sich zu bewegen in Panik zu erstarren und totzustellen und so die Kraft der Opposition gegen sich selber zu richten, und statt nach Auswegen zu suchen in Panik den Atem anzuhalten und sich aufzugeben und so die Kraft des Quincunx gegen sich selber zu richten.

Der Punkt, an dem sich die Art der Reaktion auf die Gefahr, also Panik oder aktiver Bewältigungsversuch, entscheidet, ist das sich-sammeln in der innersten Heimat, im Urvertrauen. Dieses Urvertrauen steht wie der freie Wille nicht im Horoskop - es ist die Erkenntnis und das Erleben zum einen der Geborgenheit in der Welt und zum anderen der Identität von Wille und Schicksal. Das Urvertrauen ist somit der Nährboden für jede Entwicklung einschließlich der Entfaltung des freien Willens. Insofern beginnt jedes ernsthafte Entwicklungsstreben mit der Suche nach dem (verlorenen) Urvertrauen. Die Ansätze dieser Suche können sehr verschieden sein, aber sie führen schließlich alle zu der Erkenntnis, daß nichts zufällig geschieht und daß alle Dinge so wie sie sind, richtig sind, d.h. einen in einem selber begründeten Sinn haben. Aus dieser Erfahrung ergibt sich wiedeum das Vertrauen in die Welt.

Auf der Grundlage des Urvertrauens, das den freien Willen und somit die Selbstentfaltung speist, entwickeln sich auch das Quadrat, die Opposition und das Quincunx weiter, werden die erstarrten Strukturen ihrer regressiven und progressiven Schattenseiten aufgelöst und es entsteht etwas Neues, das, was sie eigentlich sind:



Quadrat


Solange ein Quadrat noch in Angst verstrickt ist, führen die beiden beteiligten Planeten einen Unterwerfungskampf gegeneinander und es kommt zu Verdrängungen und in dessen Gefolge zu schlechtem Gewissen und schließlich zu Abspaltungen oder gar Schizophrenie. Sind die beteiligten Planeten z.B. Mars und Merkur, so wird die Tatkraft stets den Anspruch spüren, verbal mitteilbar zu sein und durch diese aufgrund des trennenden Quadratcharakters stets scheiternden Versuche sich schließlich auf Aussagen festgelegt sehen, die mit dem Handlungsimpuls nicht das geringste mehr zu tun haben. Ebenso wird sich das Denken durch den Anspruch, durch eine Handlung durchführbar zu sein, immer weiter von Logik und Wahrheit entfernen. Das Ergebnis ist (scheinbar) Antriebslosigkeit und und mangelnde Tatkraft sowie logische Unfähigkeit und Selbstentfremdung. Meist führt dies dazu, daß man den einen Planeten akzeptiert, nach außen hin lebt, und den anderen ablehnt und im Inneren versteckt und verdrängt (wo er dann sein destruktives Unwesen treibt). In der Regel wird dabei der Planet mit der kürzeren Umlaufzeit verdrängt, da er aufgrund seiner beweglicheren Dynamik und der Verteilung seiner Gesamtintensität auf eine größere Anzahl von Ereignissen in einem Machtkampf mit einem anderen Planeten der Unterlegenere ist (viele Wahrneh-mungen des Mondes - häufige Strukturierungen der Wahrnehmengen durch den Merkur - bei Bedarf emotionale Neubewertungen der Strukturen durch Venus ... ... gelegentliche Intuition des Uranus - seltene Grenzüberschreitungen des Neptuns - ein Überlebenstrieb des Pluto).

Eine solche verkrampfte Verdrängungssituation wird noch zusätzlich dadurch verfestigt, daß man den Fehler, also die Ursache für diese Situation in einem mangelnden Bemühen um eine innere logisch-emotionale Einheit (gewissermaßen eine Merkur-Mars-Konjunktion) sieht und sich daher noch mehr anstrengt und versucht, die Trennung der beiden Planeten durch das Quadrat aufzuheben.

Wenn die Situation unerträglich wird und der Betroffene allmählich die Hoffnung auf Besserung aufgibt, ist er möglicherweise offen für den Vorschlag, zwischen den verfeindeten Parteien, in diesem Beispiel Merkur und Mars, ein Waffenstillstandsabkommen zu schließen, d.h. zu beschließen, daß sich der Verstand nicht mehr in die Handlungen, und die Tatkraft nicht mehr in den Verstand einmischen, Wort und Tat also entsprechend dem Wesen des Quadrates getrennt werden.

Die erste Reaktion auf dieses Abkommen ist die Furcht, daß nun alles noch schlimmer werden wird, aber schon bald wird man eine große Erleichterung bemerken, da dem Verstand und den Taten nun ihre ganze Energie zur Verfügung steht, die sie vorher in den Kampf gegeneinander gesteckt hatten.

Wieder etwas später entdeckt dann die Tatkraft, daß sie sich garnicht durch Worte ausdrücken will, und der Verstand entdeckt, daß er ohne den Anspruch, auch immer tun zu müssen, was er sagt, viel besser funktioniert. Dadurch tritt an die Stelle der Trennung durch ein formales Waffenstillstandsabkommen die Trennung durch eine innere Erkenntnis - aus dem zaghaften Versuch ist eine Bejahung, eine Überzeugung geworden.

Diese Verwandlung, die oft auf einem mit Lachen oder Weinen verbundenen, tiefen Erlebnis beruht, ist gleichzeitig mit der Erfahrung verbunden, daß diese Trennung der beiden Planeten kein Mangel, sondern eine Bereicherung ist und man beginnt eine ganz neue Qualität im eigenen Charakter zu ahnen: Weite. An die Stelle der zusammenziehenden Angst ist die ausdehnende Freude an der Vielfalt und Eigenständigkeit getreten und schließlich entdeckt man, was das Quadrat lehren will: Freiheit.



Opposition


Eine angstbesetzte Opposition, z.B. zwischen Mond und Mars, erscheint als krampfhaftes Festhalten an dem Pol, an dem man sich gerade befindet (z.B. Mond: Nähe/Wahrnehmung), das solange anhält, bis die Sehnsucht nach dem Gegenpol (in diesem Beispiel dann Mars: Sex/Handeln) so stark geworden ist, daß man den Halt verliert und zum Gegenpol stürzt und sich dann dort festklammert. Daraus ergibt sich ein verkrampftes Festhalten an jeweils einem von zwei Standpunkten, die man von Zeit zu Zeit unter nervenzusammenbruchartigen Zuständen wechselt. In der milderen Form erscheint dieser Zustand als Nervösität und Unruhe.

Das Problem dabei ist ein Mangel an Vertrauen, das sich als die Überzeugung zeigt, daß man das verliert, was man losläßt. Da man nun nicht an beiden Polen einer Opposition gleichzeitig sein kann, krallt man sich stets an dem einen fest und sehnt sich nach dem anderen.

Die Lösung bei der Opposition liegt in der Einsicht, dem Erlebnis, daß man Dinge/Menschen verliert, wenn man sich an sie klammert, und daß Loslassen nicht Verlust, sondern den Beginn der Fülle bedeutet. Wie ein Kind auf einer Schaukel rhythmisch hin- und herschwingen - das ist die richtige Grundhaltung für den Umgang mit Opposition. Das Festhalten, das Haften an Menschen und Dingen und Situationen versperrt den Zugang zum Hier und Jetzt, und erst die Bereitschaft, sich auf das freie Spiel der Kräfte einzulassen, führt einen in die Gegenwart und zu sich selber zurück, wobei man nach und nach erkennt, daß die Welt einen mit viel größeren Schätzen beschenkt, als die, die man sich immer (meist vergeblich) gewünscht hatte, wenn man aufhört, sich an Dingen festzuklammern und das Leben statt dessen wieder frei fließen läßt.

So wird aus Sehnen und Verhaftetsein wieder Bereitschaft und Erfülltsein, und der Schlüssel zu diesem Geheimnis heißt: Wandel.



Quincunx


Die Schattenseiten des Quincunx sind Unzufriedenheit, Mühsal und Resignation. Bei einem Mars-Jupiter-Quincunx z.B. wird stets aufs neue das Handeln geplant und mit der Tat begonnen, aber schon nach kurzer Zeit bewegt sich das Tun des Mars durch neue Anregungen von innen oder außen nicht mehr in der Richtung der Pläne des Jupiter. Man plant deshalb aufs Neue und wieder entwickelt sich das Handeln nach einer Weile der "Kurstreue" in eine andere Richtung. Nach endlosen Planungsversuchen entsteht schließlich Ärger über die eigene Unfähigkeit und Disziplinlosigkeit und schließlich Resignation und Selbstverachtung. Typisch für unverarbeitete Quincunx-Konflikte sind der Widerwille gegen Tätigkeiten wie Geschirrspülen, Waschen, Pflegen u.ä. sowie hohe Streßanfälligkeit bei emotionalen Spannungen - wobei sich das genaue Thema meist aus dem Haus des schnelleren der beiden beteiligten Planeten ergibt..

Schaut man sich Quincunx-Vorgänge einmal näher an, stellt man fest, daß sie alle Austauschprozesse zwischen einem selber und seiner Umwelt sind, durch die ein höheres Niveau von Spannung und Ordnung hergestellt wird: Atmen, Essen, Trinken, Waschen, Spülen, Aufräumen, Kleinkindpflege usw. Die Schattenseiten des Quincunx entstehen folglich aus dem Bestreben, von seiner Umwelt unabhängig, autark zu werden.

Den Wechsel von Askese und Sucht, der bei angstbesetzten Quincunxen auftritt, läßt sich z.B. an der Magersucht (Bulämie) gut erkennen: abwechselnd gieriges Verschlingen von Speisen und Erbrechen/ Fasten. Das Problem ist das rechte Maß an Nähe, an Verbindung zur Welt, an sich öffnen: das Quincunx stellt die Aufforderung, Grenzen zu ziehen, die weder zu dicht noch zu offen, weder zu starr noch zu aufgelöst sind. Starre/Autarkie/Askese führt zum Tod durch "Vertrocknen", und Aufgelöstsein/Über-schwemmtsein/Sucht führt zum Tod durch "Infektion/Vergiftung/Verschimmeln" - Grenzen sollten sein wie Zellmembranen: elastisch, flexibel, verschlossen für Gift und Feinde, durchlässig für Nahrung und Ausscheidung.

Hat ein Baum zuwenig Festigkeit, kann er sich nicht aufrichten, hat er zuviel Starre, zerbricht ihn der erste Sturm - nur elastisch kann er wachsen und gedeihen.

Doch solange dies nicht erkannt und im eigenen Leben verwircklicht wird, besteht weiterhin der illusionäre Wunsch nach Autarkie, der letztlich auf dem Bestreben beruht, unabhängig zu werden, was wiederum nur die angestrebte Haltung nach außen hin ist, die sich aus der im Inneren stattfindenden Unterdrückung von Gefühlen und Bedürfnissen ergibt, von denen man fürchtet, daß sie unerfüllbar sind und somit nur zu Schmerz und Trauer und sekundär auch zu Angst führen könnten. Die Quincunx-Angstdynamik sieht also wie folgt aus: Wunsch - Angst vor Schmerz wegen Nichterfüllung des Wunsches - Wunschverdrängung - Isolation als Absicherung der Verdrängung (cool sein, Mauer um sich ziehen, "gelobt sei, was hart macht" u.ä.) - gesteigerte Sehnsucht aufgrund ständigen Verzichtes auf Wunsch-erfüllung - Wechsel von Askese und Völlerei.

Bejaht man hingegen das Quincunx und geht das Risiko der (vermeintlichen) Verletzbarkeit und Enttäuschbarkeit ein und akzeptiert, daß man nicht eine in sich ruhende, isolierte "Kugel", sondern ein durch Fließgleichgewichte aufrecht erhaltenes "Sammelbecken" innerhalb des großen, komplexen Geflechtes mit dem Namen Welt ist, erkennt man, daß Isolation und Einsamkeit bloße Illusionen sind, die aus der Angst vor den eigenen, vielleicht unerfüllbaren Wünschen entstanden sind. Wenn man diesen ständigen Austausch bejahen kann, wird man erleben, daß die Verletzlichkeit und Enttäuschbarkeit nicht durch die eigene Offenheit zur Welt, sondern durch die Mauern entstehen, die man selber zwischen sich und der Welt gezogen hat.

Dr Ansatz zur Lösung, zur Bejahung dieses ständigen Austausches in der Form der (Wieder-) Herstellung von Ordnung und Spannung liegt auch hier wieder "jenseits des Horoskopes" in der Erkenntnis, daß ich nicht meine Gefühle, meine Wünsche, meine Ängste bin, sondern daß ich Gefühle habe, so wie ich Gedanken und Träume habe, also in dem Erlebnis des selbständigen Ichs, des freien Willens. Gefühle, Gedanken und Träume sind gewissermaßen das durch das Horoskop geformte Gewand des freien Willens, sein Bezug zur Außenwelt.

Von diesem inneren, freien Standpunkt aus betrachtet hat der ständige Austausch mit der Welt nichts Bedrohliches mehr; das Quincunx erscheint nun als das Zeichen der eigenen Verbundenheit mit allen Dingen. Durch die Bejahung des Austausches erlebt man sich selbst und die Welt als Einheit und es entsteht Hingabe an die Austauschprozesse, an den ständigen Aufbau von Ordnung und Spannung und ihre Wiederauflösung. Die Welt ist dadurch nicht mehr etwas Fremdes, sondern etwas Eigenes und schließlich erwacht in der eigenen Mitte aus diesem Erleben die Erinnerung an die Einheit der Welt: Liebe.



So verwandelt der freie Wille des Ichs, gespeist durch das Urvertrauen die Zerstöruung des Quadrates in Freiheit, die Verlustangst der Opposition in Wandel, und den Autismus des Quincunx in Liebe, und erschafft auf diese Weise aus dem angsterfüllten Leben ein Leben voller Lebensfreude.