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Das Horoskop als Schauspiel

 

 

Das Schauspiel des Lebens



Es ist Nacht und über dem kleinen Dorf in den Bergen liegt eine friedliche Stille. Nur in dem Bauernhaus etwas außerhalb am Waldrand ist noch ein Fenster erleuchtet. Dort hat die Bäuerin, als die Wehen begannen, die Hebamme gerufen.

Nun ist ein erster, kräftiger Schrei zu hören - das Kind ist geboren worden. Und dort kommt auch schon in wehenden Gewändern von seinem Turm in der Dorfmitte der Sterndeuter gelaufen; ihm voran der älteste Sohn der Bäuerin, der von dem Bauern zu dem Sternkundigen gesandt worden war.

Der alte, weißhaarige Mann nimmt sein Fernrohr aus seiner Tasche und sucht den Himmel nach den Planeten ab und zeichnet dabei geheimnisvolle Zeichen auf einen Bogen Pergament. Schließlich betrachtet er es zufrieden und tritt dann zusammen mit dem ältesten Sohn, der ihn ehrfürchtig beobachtet hat, in das Haus, um dem Bauern das Schicksal seines Kindes zu verkünden.


Ganz so romantisch sieht die Erstellung eines Horoskopes heutzutage in der Regel nicht mehr aus - an die Stelle der nächtlichen Himmelsbetrachtung sind Planetenstandstabellen und Astrologieprogramme für Computer getreten. Und das Ergebnis einer solchen Sterndeutung ist heute auch kein schicksalhafter Orakelspruch mehr, sondern die Beschreibung des Lebensstiles des Betreffenden.

Eine solche Deutung des Geburtshoroskopes läßt sich am besten als ein Schauspiel auffassen: Mit dem ersten Schrei des Neugeborenen öffnet sich der Vorhang und das Stück beginnt. Zuerst erscheint das Bühnenbild, das von dem Aszendenten beschrieben wird. Dann betreten die Schauspieler die Bühne - die zehn Planeten. Jeder dieser Schauspieler nimmt nun, nachdem er seine Rollenbeschreibung, das Tierkreiszeichen, in dem er steht, betrachtet hat, seinen Platz auf der Bühne ein, der ihm durch das astrologische Haus, in dem er steht, zugewiesen wird. Nun kann die Handlung beginnen, die durch das Drehbuch beschrieben wird, das durch die Aspekte zwischen den Planeten festgelegt ist. Nun gibt es bei jedem Schauspiel noch einen weiteren wesentlichen Einfluß, der darüber entscheidet, ob die Zuschauer mit faulen Tomaten schmeißen oder ob sie halb erleuchtet nach hause gehen: den Regisseur - dies ist der freie Wille des Neugeborenen, das, was sich in ihm inkarniert hat und nun in diesem bestimmten, durch das Horoskop beschreibbaren Stil Form annehmen will.

Dieser freie Wille sieht in jedem Horoskop gleich aus: es ist der kleine Punkt ganz im Zentrum des Horos-kopformulars.




I. 1. Das Bühnenbild (der Aszendent)


"Was bist Du für ein Sternzeichen?" - "Ich bin Löwe." Dieser Teil des Horoskopes, das Sonnenzeichen, also das Tierkreiszeichen, in dem bei dem Betreffenden die Sonne steht, ist den meisten Menschen bekannt. Das Sonnenzeichen beschreibt, was man will; der Aszendent hingegen beschreibt, wie man es macht. Dieser Aszendent stellt daher auch das Bühnenbild des Schauspiels des Lebens des Betreffenden dar. Am Aszendenten kann man erkennen, wie jemand seine Umwelt und seine Erlebnisse wahrnimmt und sortiert und strukturiert und auf welche Art er demzufolge auch auf seine Umwelt reagiert. Dieses "Tor zur Welt" hat aufgrund seines Charakters auch den größten Einfluß auf das Aussehen eines Menschen. Lediglich die Planeten, die im ersten Haus stehen, also thematisch zu dem Aszendentenzeichen gehören, haben noch einen genausogroßen Einfluß. Das Verhältnis von Sonnenzeichen und Aszendent kann man auch noch durch ein anderes Bild gut beschreiben: das Sonnenzeichen ist der Architekt und der Aszendent das ihm zur Verfügung stehende Baumaterial.

Die folgende Aufstellung ist eine Kurzdarstellung des Charakters der Aszendentenzeichen; im zweiten Kapitel folgt dann eine ausführlichere Darstellung.



Aszendent Widder: Das Vorgehen ist spontan, impulsiv und aus dem Augenblick heraus; man lebt im Hier und Jetzt - Einzelkämpfer, Pionier, Taoist.

Das Bühnenbild des Widders besteht aus kräftigen, großflächigen Farben und wenigen, klar erkennbaren Gegenständen, die etwas willkürlich auf der Bühne verteilt sind.


Aszendent Stier: Passendes wird zusammengefügt, Unpassendes ausgegrenzt, man kümmert sich um das Gedeihen des eigenen Bereiches - Koch, Gärtner, Hedonist.

Beim Stier herrschen die warmen Pastellfarben und runde Formen vor und die Gegenstände auf den Brettern, die die Welt bedeuten, sind nett und gefällig arrangiert worden.


Aszendent Zwilling: das Neue ist interessant, das Bekannte wird spielerisch auf überraschende Art neu kombiniert, es werden Verbindungen geschaffen und aufgelöst - Briefträger, Clown, Überraschungskünstler.

Beim Zwilling herrscht ein gewises Durcheinander und eine Fülle von Formen und Farben auf der Bühne, die seine Neugier und Offenheit widerspiegeln; man darf auch keineswegs damit rechnen, daß das Bühnenbild das ganze Stück über unverändert bleiben wird.


Aszendent Krebs: Alles wird verinnerlicht, das Keimende, Junge, Fließende, Entstehende, Weiche, Innerliche wird gesucht und behütet - Kindergärtner, Psychologe, Subjektivist.

Der Krebs bevorzugt füllige, weiche Farben und hat die Bühne in viele Höhlen, Nischen und halbverborgene Bereiche aufgeteilt und erreicht durch Kissen, Decken, Vorhänge, Kerzenschein und Mondlicht eine gewisse Geborgenheit.


Aszendent Löwe: Der eigene Wille steht im Mittelpunkt und von ihm aus wird die Welt gestaltet; die Aufmerksamkeit ist auf die Individualität gerichtet - König, Showmaster, Individualist.

Beim Löwen ist die Bühne eine Bühne: ein Theater, ein Thronsaal, eine Sportarena - kräftige, eindeutige Linien und Farben, die das Zentrum betonen.


Aszendent Jungfrau: Der Blick ist auf das Detail und die Ordnung gerichtet, die man wierder herstellen will - Handwerker, Heiler, Kabbalist.

Bei der Jungfrau herrscht auf der Bühne ein gewisses Werkstattflair: viele Details, viele Möglichkeiten, unterschiedliche Farben und Formen, teilweise sortiert, teilweise auch chaotisch.


Aszendent Waage: Zusammengehöriges und sich Ergänzendes wird zu einer vollständigeren Einheit zusammengefügt, die Schönheit ausstrahlt - Künstler, Beziehungstherapeut, Harmonist.

Die Waage bevorzugt das harmonische, gestaltete und einladende Ambiente - die Farben passen zueinander, die Formen sind ausgewogen, die Bühne ist weder zu leer noch zu voll - offenbar ein Ort der geselligen Begegnung.


Aszendent Skorpion: Durch Polarisierung und Provokation wird eine belebende und dynamisierende Spannung aufgebaut, die lustvoll genossen wird - Stratege, Detektiv, Existentialist.

Der Skorpion ruft durch markante Formen und Farben, eine gewisse Bevorzugung von rot und schwarz und durch das geschickt eingesetzte Spiel von Licht und Schatten eine gespannte, oft leicht düster-dramatische Stimmung hervor.


Aszendent Schütze: Stets auf ein fernes Ziel ausgerichtet, das man mit Hilfe von vielen Einzelaktionen zu erreichen bestrebt ist - Feuerwehrmann, Projektleiter, Idealist.

Beim Schützen scheint es kein hinteres Ende der Bühne zu geben; alles ist auf die Vermittlung des Eindrucks von Weite und Perspektive angelegt: Berggipfel, Inseln in der Ferne, Aufbruchstimmung am Hafen - niemand wird daran zweifeln, daß gleich etwas geschehen wird.


Aszendent Steinbock: Auf solidem Fundament wird das eigene Lebenswerk errichtet, das der Festigung und der Bewahrung der grundlegenden Werte dient - Buchhalter, Verwalter, Realist.

Der Steinbock hat es lieber gediegen, anspruchsvoll, solide, tendenziell klassisch-korrekt, und erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man hinter dem Schweren, Ordentlichen, Traditionellen und etwas Steifen auch eine stille Heiterkeit.


Aszendent Wassermann: Aus dem Erfassen des Ist-Zustandes heraus wird eine neue, bessere Utopie für die Zukunft propagiert und angestrebt - Weltenbürger, Erfinder, Universalist.

Beim Wassermann ist das Bühnenbild auf Freiheit und Offenheit hin angelegt: viele Wege führen zu den verschiedensten Orten, es ist viel Platz auf der Bühne, der Blick ist nach allen Seiten frei, die hellen, leichten Farben und die eher schlanken, etwas exzentrischen Formen suggerieren Beweglichkeit - insgesamt ein Ort, der zum unverbindlichen Kennenlernen und zur Versammlung von Gleichgesinnten einlädt.


Aszendent Fische: An allem teilnehmend spürt man die leisesten Bewegungen und Veränderungen und ist entsprechend sensibel - Priester, Seefahrer, Mystiker.

Der Fisch hat sein Bühnenbild in zarten, ineinander übergehenden Farben gehalten und die Formen erscheinen alle nur eher angedeutet als fertig ausgeformt zu sein und es scheint ein leichter Nebel über der Bühne zu liegen, in dem man das Geschehen mehr ahnt als wirklich erkennt.



Diese zwölf Zeichen bilden eine logische Reihenfolge: Der Widder erschafft Tatsachen; der Stier fügt sie sinnvoll zusammen; der Zwilling erkundet spielerisch ihre weiteren Möglichkeiten; der Krebs verinnerlicht diese Möglichkeiten und wählt aus ihnen das ihm Verwandte aus; der Löwe zentriert dies Verinnerlichte zu einer strahlenden und willensstarken Mitte; die Jungfrau beginnt mit der detaillierten Planung und Durchführung dieses Willens; die Waage stellt diese Arbeit in den Zusammenhang mit anderen Menschen und deren Tätigkeiten; der Skorpion erforscht die Spannungen und Widersprüche und Polaritäten in diesen Beziehungen und erkennt so die tieferliegenden Motivationen; aus der Klarheit über diese Beweggründe heraus formuliert der Schütze seine Ideale und strebt mit all seiner Kraft nach ihrer Verwirklichung; aus diesem Streben nach Verwirklichung entsteht nun die Festigkeit und der Realismus und die Sachlichkeit des Steinbocks; diese Sachkenntnis wird dann vom Wassermann geistig aufgeschlossen und verarbeitet und in einer Weltformel beschrieben; die Fische fühlen sich in diese vom Wassermann theoretisch erkannte Einheit der Welt ein und nehmen an allem teil; aus dieser Teilnahme an der Welt entsteht dann wieder im Widder spontan der Impuls zu einer Handlung; der Stier ...




I. 2. Die Schauspieler (die Planeten)


Die Schauspieler sind in diesem Stück die Planeten - sie stellen die Fähigkeiten und Wünsche des Betreffenden dar. Sie lassen sich wie das Bühnenbild durch bestimmte Qualitäten und durch bestimmte Gestalten wie Kind, König oder Zauberer darstellen. Die Folge der Planeten entsprechend der scheinbaren Umlaufszeit um die Erde (beziehungsweise bei Merkur und Venus um die Sonne) ergibt dabei eine in sich schlüssige Reihenfolge:


Der Mond nimmt etwas wahr; der Merkur strukturiert diese Wahrnehmungen und denkt über sie nach; die Venus bewertet diese Erkenntnisse; die Sonne kann aufgrund dieser Erkenntnisse einen Standpunkt beziehen und sich für etwas entscheiden; der Mars führt diese Entscheidung dann durch; der Jupiter beginnt das Handeln auf größere Ziele hin zu organisieren und etwas aufzubauen; der Saturn festigt das Geschaffene und macht es beständig; der Uranus schaut über das Erschaffene hinaus zu neuen Möglichkeiten; die neuen Erkenntnisse des Uranus weiten und verbinden sich zu der Sehnsucht nach dem Horizont des Neptun; der Pluto ist der Schritt hinaus ins Unbekannte. ... und nun schaut sich der Mond wieder um, wo er denn nun angelangt ist.


Man kann sich die Planeten auch konkret als die Personen vorstellen, die in dem Schauspiel mitwirken: der Mond ist ein kleines Kind, der Merkur ein Schüler, die Venus ein junges Mädchen, die Sonne ein König, der Mars ein Krieger, der Jupiter ein Manager, der Saturn ein Verwalter, der Uranus ein Erfinder, der Neptun ein Künstler und der Pluto ein Zauberer.


I. 3. Die Rollen der Schauspieler (die Tierkreiszeichen)


Die Bühne ist jetzt fertig dekoriert und die zehn Schauspieler haben sich versammelt. Nun werden ihnen ihre Rollen zugeteilt - jeder bekommt gesagt, in welchem Tierkreiszeichen er steht und wie er sich daher zu verhalten hat. Der Charakter der Zeichen des Zodiaks wurde oben bei der Beschreibung der Aszendenten schon kurz angedeutet. Die Schauspieler mit ihren (hier willkürlich ausgewählten) Rollen sehen dann, kurz gefaßt, wie folgt aus:

Der Mond in der Jungfrau ist eine präzise Wahrnehmung, eine vorsichtige Kontaktaufnahme, ein gutes Gespür für das Passende und ein gutes Einfühlungsvermögen - ein vorsichtiges (Jungfrau) Kind (Mond).

Der Merkur im Skorpion ist ein polarisierendes Denken, provozierendes Reden, eine Schwarz-Weiß-Darstellung und ein ausgeprägter Sinn für Dramatik und Dynamik in allen Anschauungen - ein kritischer (Skorpion) Schüler (Merkur).

Die Venus im Widder ist ein spontanes Fühlen, impulsives Bekunden von Sympatie und Abneigungen, sie ist immer heftig und hält mit ihren Bewertungen nicht hinter dem Berg - eine sehr direkte (Widder) junge Dame (Venus).

Die Sonne im Schützen ist zielgerichtet, zukunftsorientiert, sieht das gegenwärtige Gute immer nur als den Startblock für das Projekt zum Erreichen des zukünftigen Besseren an - ein idealistischer (Schütze) König (Sonne).

Der Mars im Löwen ist eine Amazone, ein Feldherr, ein Kämpfer, der weitaus lieber befiehlt als gehorcht und der am besten und effektivsten ganz aus seiner eigenen Dynamik heraus handeln kann - ein selbstbewußter (Löwe) Krieger (Mars).

Der Jupier im Stier ist ein Organisator, der die passenden Dinge sammelt und zusammenfügt, sie pflegt und gedeihen läßt und beschützt und dabei aber seinen eigenen Genuß nicht aus den Augen verliert - ein genießerischer (Stier) Großkaufmann (Jupiter).

Der Saturn in den Fischen ist ein alter Mann, der schon viel gesehen hat und für alle Erfahrungen offen war und dabei aber immer den Blick darauf gerichtet hat, wie er allem, was ihm begegnet, dabei helfen kann, ihre oft mißliche Lage zu verbessern - ein freundlicher (Fische), alter Mann (Saturn).

Der Uranus in der Waage ist ein ideenreicher Diplomat, ein verschmitzter Kuppler, ein alles zu einem harmonischen Ganzen zusammenfassender Philosoph, ein Entdecker neuer Zusammenhänge - ein schöngeistiger (Waage) Utopist (Uranus).

Der Neptun im Wassermann ist die grenzensprengende Phantasie, der eine neue Stilrichtung begründende Künstler, der in seiner Lehre alle Religionen vereinende Mystiker, der global denkende Ököloge - der ideenreiche (Wassermann) Träumer (Neptun).

Der Pluto in den Zwillingen ist vielfältige, wechselhafte und bewegliche Überzeugungen, die beständige Verwandlung des Bisherigen durch neue Erlebnisse, und die Überzeugung, daß die Welt unendlich bunt ist - der ständig zu Neuem bereite (Zwillinge) Zauberer (Pluto).


Diese kurzen Beschreibungen einiger möglichen Rollen sollen her zunächst einmal nur das Prinzip beschreiben - eine ausführlichere Darstellung der Planeten, der Tierkreiszeichen und der übrigen astrologischen Elemente folgt im nächsten Kapitel, und eine detaillierte Anleitung zur Kombination dieser Elemente im übernächsten Kapitel.




I. 4. Die Orte auf der Bühne (das Häusersystem)


Die Bühnenbildner sind gegangen, die Szenerie ist fertiggestellt, die Schauspieler haben ihre Rollen gelernt, aber noch stehen sie etwas ratlos alle zusammen in der Mitte der Bühne herum. Ihnen muß also ein Ort auf der Bühne zugewiesen werden. Diese Orte auf der Bühne stellen die verschiedenen Lebensbereiche dar.


Das 1. Haus ist die Mitte der Bühnenfront zu den Zuschauern hin, der Platz auf der Bühne, der am wenigsten übersehen werden kann. Schauspieler/Planeten in diesem Haus wirken bei allem, was geschieht, mit, denn sie sind ein Teil der Art und Weise, wie man der Welt begegnet.

Das 2. Haus liegt etwas mehr abseits am Rande der Bühne, ist aber der Knotenpunkt vieler Aktivitäten, da hier die Küche, die Gastwirtschaft oder die Bank liegt.

Das 3. Haus ist sozusagen überall dazwischen: alle Orte des Lernens und der Begegnung wie Flohmärkte oder Schulen.

Das 4. Haus liegt im Verborgenen - es ist das Schlafgemach, der Privatraum, aber auch ein Kindergarten oder eine therapeutische Praxis.

Das 5. Haus liegt in der Bühnenmitte, es ist der Thronsaal, der Ort, an dem der König in Erscheinung tritt und die Geschicke seines Volkes lenkt.

Das 6. Haus ist oft eher unauffällig in einer Nische untergebracht, da es Werkstätten, Krankenhäuser, Therapieräume und ähnlich unspektakuläres darstellt, wo die Ordnung der Dinge wiederhergestellt wird.

Das 7. Haus erhält einen der schönsten Plätze auf der Bühne - etwas seitlich zwischen Mitte und Hintergrund. Dort ist das Wohnzimmer, der Salon, also der Ort der Begegnung, der Gespräche und der Beziehungen.

Das 8. Haus prägt, wenn in ihm eine Handlung stattfindet, die gesamte Bühne, da hier die heftigen Gefühle wohnen - Polizeirevier, Bordell, Räuberhöhle, Schlachtfeld, heimlicher Treffpunkt eines Liebespaars, asketischer Yogi auf dem Leichenverbrennungsplatz ...

Das 9. Haus liegt etwas seitlich im Hintergrund der Bühne, wo ein hoher Turm zu sehen ist, von dem aus ein Wächter in die Weite späht und nach Möglichkeiten und Gefahren Ausschau hält.

Das 10. Haus liegt ebenfalls seitlich im Hintergrund: hier liegen die Büros der Stadtverwaltung, die Bibliothek, der Versammlungsraum des Stadtrats und ähnliche Gebäude.

Das 11. Haus liegt zwischen Mitte und Hintergrund - hier findet man die Versammlungsräume Gleichgesinnter: den Kaninchenzüchterstammtisch, den Kirchenchor, die Freimaurerloge, die Gesamtkonferenz der Professoren für altägyptische Sprache, das Jahrestreffen der Druiden im Karnutenwald bei Chatres usw.

Das 12. Haus liegt schließlich in der Mitte des Bühnenhintergrundes; dort steht die Kirche, der Tempel, und neben ihnen, etwas unauffälliger, die Kneipe und das Krankenhaus, also all die Orte, in denen man sich mit der Welt als ganzes trifft.




I. 5. Das Drehbuch (die Aspekte)


Das Bühnenbild ist fertig, die Schauspieler haben sich alle versammelt, haben ihre Rollen erhalten und ihre Plätze auf der Bühne zugewiesen bekommen, aber noch wissen sie nicht, welches Stück heute gespielt werden soll; es fehlt also ein Drehbuch.

Man könnte vereinfachend sagen, daß ein Drehbuch die Beschreibung der Verhältnisse der Schauspieler untereinander ist. Wenn diese Verhältnisse feststehen, wird sich daraus immer in etwa dieselbe Geschichte ergeben. Diese Verhältnisse unter den Schauspielern werden in der Astrologie durch die Aspekte beschrieben, also durch den in Bogengraden gemessenen Abstand zwischen ihnen, wobei insbesondere die Abstände, die 30° oder ein Mehrfaches davon betragen, eine Bedeutung haben. Je genauer der Abstand ein Mehrfaches von 30° beträgt, desto deutlicher tritt ein solcher Aspekt in Erscheinung. In der Regel geht man davon aus, daß Aspekte mit einer Ungenauigkeit von 5º gerade noch spürbar sind.

Es gibt zwei Gruppen von Aspekten: die Konjunktion, das Trigon, das Sextil und das Halbsextil ziehen die beteiligten Planeten zu einer Einheit zusammen, während die Opposition, das Quadrat und das Quincunx zwischen den beteiligten Planeten Abstand schaffen.


Die Konjunktion (0°) verschmilzt zwei Planeten/Schauspieler zu einer untrennbaren Einheit.

Das Trigon (120°) stiftet zwischen zwei Planeten/Schauspielern eine beständige Freundschaft.

Das Sextil (60°) bedeutet eine lose Bekanntschaft zwischen den beteiligten Planeten/Schauspielern.

Das Halbsextil (30°) stellt eine Begegnung zwischen zwei nicht näher verbundenen Planeten/Schauspielern dar.


Die Opposition (180°) ist der ständige Wechsel zwischen zwei Polen, die von den beiden Planeten/Schauspielern dargestellt werden.

Das Quadrat (90°) ist die Trennung von Verschiedenem, also von zwei Planeten/Schauspielern.

Das Quincunx (150°) ist die rhythmische Verbindung und Auflösung zwischen zwei Planeten/Schauspielern.



I. 6. Der Regisseur (der freie Wille)


Der freie Wille, der ganz klar das wichtigste bei der Inszenierung des eigenen Lebensschauspiels ist, tritt im Horoskop nur als der kleine Punkt im Zentrum des Horoskopformulars in Erscheinung. Von ihm hängt wie von dem Regisseur zu einem großen Teil das Gelingen des Schauspiels ab - er entscheidet darüber, ob man in seinem Leben lenkt oder leidet.