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Sufis

 

   Der folgende Text ist ein auszug aus meinem demnächst erscheinenden Buch "Blüten des Lebensbaumes" über die jüdische Kabbala und enthält daher einige hebräische Fachbegriffe - man kann den Text jedoch auch gut lesen, ohne diese Begriffe alle zu verstehen.

 

 

Sufis/Islam


Der Islam wurde durch Mohammed gegründet und beruht auf den im Koran niedergeschriebenen Offenbarungen, die Mohammed zunächst bei seinen einsamen Meditationen in Berghöhlen und später an verschiedenen Orten im Gebet durch den Erzengel Gabriel erhalten hat. Der eigentliche Beginn seiner missionarischen Tätigkeit war das Erlebnis einer ekstatischen, visionären Reise auf einem geflügelten Pferd in den Himmel hinauf zu Allah.

Der Grundmotiv des Islam ist Allah und seine Schöpfung, die Welt. Allah ist vollkommen frei und er ist die Ursache aller Dinge. Er lenkt alles zu jeder Zeit und er kann sich sogar selber widersprechen, was unter anderem die nachträgliche Änderung einiger Koranverse durch neue Offenbarungen erklärt. Letztlich gibt es nichts als Gott (Kether) und seine Schöpfung (Malkuth).

Es läßt sich also vom Judentum über das Christentum hin zum Islam eine deutliche Vereinfachung der Strukturen erkennen: Während die jüdische Mystik auf dem gesamten Lebensbaum mit allen 10 Sephiroth (plus der unsichtbaren Sephirah Daath) sowie den 32. Pfaden beruht, läßt sich das Christentum am besten durch die fünf Elemente der Mittlere Säule des Lebensbaumes (Got Vater, Christus, Seelen, Heiliger Geist, Welt) strukturieren, und der Islam schließlich reduziert sich primär auf Kether (Allah) und sekundär noch auf Malkuth (Welt).



Judentum   Christentum   Islam


     o                o             o              (Kether)

  o    o                           

     o                o                             (Daath)

  o    o

     o                o                             (Tiphareth)

  o     o

     o                o                             (Yesod)


     o                o               o             (Malkuth)



Diese Vereinfachung der Struktur bedeutet nun natürlich keine Wertung, sondern eben nur eine Struktur-beschreibung, die zeigt, wie ein komplexes Weltbild in zunehmender Weise durch die Hervorhebung eines einzigen Gedankens vereinfacht wird und sich dadurch die Essenz dieses einen Gedankens zeigt. Das islamische Glaubensbekanntnis, das diese Essenz ausdrückt "Allah il Allah - Gott ist Gott", findet sich schon in der jüdischen Kabbala in dem Gottesnamen Kethers "Eheieh - Ich bin, der ich bin". Noch weiter als es im Islam geschehen ist, läßt sich der Monotheismus nicht steigern, was bedeutet, daß die religöse Erkenntnis nach dem Islam einen anderen Weg einschlagen muß, um weiterzuwachsen.

In der weiteren Entwicklung des Islam begannen sich allerdings nachträglich weitere Elemente herauszubilden. Das erste dieser Elemente war Mohammed selber und der von ihm offenbarte Koran, die eine Daath-Struktur darstellen.

 

 



(Kether)          Allah


(Daath)          Mohammed/Koran


(Tiphareth)     o


(Yesod)         o


(Malkuth)       Schöpfung


 

 


Die zentrale religiöse Übung im Islam wird im Koran als die "fünf Pfeiler des Glaubens" beschrieben:


1. Säule: salat - Dies ist das Gebet mit Niederwerfung, das fünfmal am Tag durchgeführt werden soll. Diese Regel, die den fünf täglichen Gebeten in christlichen Klöstern entspricht, ist die wichtigste religiöse Regel des Islam.


2. Säule: zakat - Dies ist das gesetzmäßige Geben von Almosen, also eine soziale Regel.


3. Säule: sawn - Dies ist die Enthaltsamkeit während des Ramadan, die dem christlichen Fasten entspricht und wie dieses das religiöse Streben unterstützen soll.


4. Säule: haddsch - Dies ist die Pilgerfahrt nach Mekka, die jeder Muslim einmal im Leben durchführen soll.


5. Säule: shahadat - Dies ist das Glaubensbekanntnis: "Allah il' Allah we Mohammed Ras'Ullah - Gott ist Gott und Mohammed ist sein Prophet"


Auf dem Lebensbaum finden sich diese fünf "Pfeiler des Glaubens" an verschiedenen Stellen. Das Gebet (salat) entspricht im Grunde der gesamten "Schlange der Weisheit", durch die man von Malkuth nach Kether gelangen will. Im engeren Sinne ist das Gebet die Mittlere Säule und auf ihr insbesondere die erste bewußte Ausrichtung nach innen, also das Überqueren der Schwelle nach Yesod hin.

Das Almosengeben (zakat) entspricht ebenfalls Yesod als der Sephirah der Gemeinschaft.

Das Fasten während des Ramadans (sawn) gehört als eine das Gebet und das spirituelle Streben unterstützende Maßnahme wie das Gebet selber zu Yesod.

Die Pilgerfahrt (haddsch) ist eine symbolische Reise zu Gott und als solche eine Entsprechung zur Mittleren Säule. Auf ihr stellt sie zunächst einmal die Reise zur eigenen Seele dar und ist somit mit Tiphareth verbunden.

Das Glaubensbekanntnis (shahadat) bezieht sich offensichtlich auf Kether und entspricht somit, da es von dem Gläubigen ausgesprochen wird, auf den 13. Pfad von Tiphareth nach Kether und somit auf die Sephirah Daath - die ja auch der passende Platz für ein Glaubensbekenntnis ist und somit neben dem Koran selber gewissermaßen als dessen Kurzfassung steht.



(Kether)        Allah


(Daath)         Mohammed/Koran/Glaubensbekenntnis


(Tiphareth)    Pilgerfahrt


(Yesod)        Gebet, Almosen, Fasten


(Malkuth)      Schöpfung



Durch die "Fünf Säulen des Glaubens" wird die Verbindung zwischen Malkuth und Kether hergestellt: Die ersten drei Säulen, also Gebet, Almosen und Fasten führen von Malkuth nach Yesod, die 4. Säule führt nach Tiphareth und die 5. Säule führt schließlich nach Daath. Durch die "Fünf Säulen des Glaubens" wird die Mittlere Säule aufgebaut. Man kann also durchaus sagen, daß die "Fünf Säulen des Glaubens" innerhalb des Islam dieselbe Funktion haben wie die Meditation der Mittleren Säule innerhalb der jüdischen Mystik - selbst der Name und das mit ihm verbundene Bild (die Säule) sind sich sehr ähnlich.


Im Islam werden zwei Wege der Erkenntnis und der Exegese des Korans als zulässig und sinnvoll angesehen:


1. tanzil: Bei dieser Methode werden die konkreten Verhaltensvorschriften betrachtet, die sich aus dem Koran ergeben, der wiederum als göttliche Offenbarung angesehen wird. Bei dieser Blickrichtung geht es letztlich darum, aus der einen Wahrheit oder

genauergenommen aus Gottes freiem Willen, den er den Menschen durch Mohammed und die früheren Propheten von Mose bis Jesus geoffenbart hat, das richtige Verhalten im Hier und Jetzt abzuleiten. Dieser Weg entspricht der Blickrichtung von Kether nach Malkuth und somit dem "Blitzstrahl der Schöpfung“.


2. ta'wil: Bei dieser Methode wird das bereits Geoffenbarte, also vor allem der Koran und sekundär die Schriften der früheren Propheten zu ihrer eigentlichen Quelle zurückverfolgt. Bei dieser Blickrichtung geht es letztlich darum, aus der Vielfalt der Vorschriften, aus den gesamten Suren des Koran und den Erkenntnissen der "Heiligen" des Islam zur Erkenntnis der Quelle zu gelangen, aus der diese ganzen Vorschriften und Erkenntnisse geflossen sind. Dieser Weg entspricht der Blickrichtung von Malkuth nach Kether und somit der "Schlange der Weisheit".


Wie in jeder Religion gibt es auch im Islam geistliche Autoritäten. Dies sind vor allem die Imame, die nach der bewußten Verbindung mit Gott streben. Sie aufgrund dieser Verbindung zu Allah andere Menschen einweihen, d.h. ihnen zu eben dieser Verbindung mit Gott verhelfen. Im Zusammenhang mit der Einweihungstradition der Imame gibt es im Islam auch Vorstellungen über Reinkarnation, d.h. die Ansicht, daß bestimmte Imame nach ihrem Tod wieder auf die Erde zurückkehren und noch einmal geboren werden, um den Gläubigen zu helfen. Dies entspricht ganz den Vorstellungen über die jüdischen Propheten, von denen man auch annahm, daß sie z.T. in späteren Propheten wiedergeboren wurden.

Der Imam ist der oberste geistliche Führer. Imame ersetzen den Propheten nicht, aber sie erläutern und vervollkommnen sein Werk aufgrund der walayat, ihrer Freundschaft mit Gott. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit der Weiterentwicklung der reiligiösen Auffassungen und des spirituellen Erlebens.

Die Stellung des Imam im Islam ist der des Lamas im tibetischen Buddhismus, des Gurus im Hindhuismus und des geistlichen Lehrers im mittelalterlichen Christentum sehr ähnlich.

Ein Pir oder Scheich ist der geistliche Führer einer kleineren Gemeinschaft. Man kann ihn somit als einen Lehrer oder Abt auffassen.


Eine religiöse Richtung im Islam, die Ismaeliten, predigten einen geistigen Islam: eine von Gesetzestreue freie, persönliche Religion, die dem einzelnen den geistigen Sinn der prophetischen Enthüllungen zeigt und ihn in ihm lebendig werden läßt. Die Ismaeliten vertraten somit sehr entschieden die ta'wil-Auslegung des Koran, also den Weg von dem geoffenbarten Wort Gottes (Malkuth) zum Erleben Gottes (Kether) - sie sind sozusagen die "Schlange der Weisheit"-Sekte innerhalb des Islams.

Bei den Ismaeliten ist der Imam wichtiger als Mohammed, weil es der Imam ist, der die Einweihung überträgt. Dies entspricht genau der tibetischen Auffassung daß der Lehrer-Lama für den Schüler wichtiger ist als Buddha.

Der Imam wurde schließlich als ein rein geistiges Wesen angesehen, daß zwar in bestimmten Menschen verkörpert ist, aber vom Wesen her unbegrenzt und überall ist. Diese Auffassung entspricht ganz der Auffassung von Christus, von Buddha oder auch von dem Pharao, die ebenfalls zwar einen materiellen Körper haben, in dem aber eine grenzenloser "Geist", also eine Gottheit wohnt.

"Der Imam sagt: Mit meinen Freunden bin ich überall, wo sie mich suchen, auf dem Berge, in der Ebene und in der Wüste. Der, dem ich mein Wesen offenbart habe, d.h. die mystische Erkenntnis meiner Person, braucht sich nicht mehr um körperliche Nähe zu sorgen. Und dies ist die große Erweckung." Letztlich ist dies das Versprechen, daß jeder wie Mohammed und in seiner Folge die Imame die Vereinigung mit Gott erreichen kann.

Einige mystische Richtungen strebten als letztes Ziel die Vereinigung mit Mohammed an, der als der perfekte Mensch und der Mittler zwischen Gott und Menschen angesehen wurde. Mohammed erhielt hier also dieselbe Funktion wie Christus im Christentum (vor allem bei den Gnostikern).


Aus diesen Entwicklungen ergibt sich, daß der zunächst auf Malkuth und Kether reduzierte und durch die "Fünf Säulen des Glaubens" auf die "Mittlere Säule" erweiterte Lebensbaum allmählich wieder an Facetten gewinnt.

Mohammed und die Imame werden wie Christus, Buddha oder Mose zu Verkörperungen Daaths, deren grenzenloses Wesens die gesamte Welt durchdringt.

Tanzil, die Herleitung der Verhaltungsregeln aus Gottes geoffenbartem Willen, entspricht dem "Blitzstrahl der Schöpfung"; und ta'wil, dsa Streben nach dem Erleben der Quelle aller Offenbarungen, also die Vereinigung mit Gott, entspricht der "Schlange der Weisheit".



(Kether)       Allah (ta'wil)

(Daath)        Mohammed/Koran/Imam/Glaubensbekenntnis

(Tiphareth)   Pilgerfahrt

(Yesod)       Gebet, Almosen, Fasten 

(Malkuth)     Schöpfung (tanzil)




Die Ismaeliten sind eine der vielen Wurzeln der Sufis, der mystischen Bewegung innerhalb des Islam, die diese Religion in zunehmendem Maße geprägt hat. Das Ziel der Sufis ist das direkte Erleben Gottes. also die unio mystica.

Wie in den älteren Systemen des Hinduismus und des Buddhismus wurde der Weg zu diesem Ziel zunächst einmal durch vier Stufen beschrieben, bevor er weiter differenziert wurde:


1. Stufe - Hast (Menschlichkeit): die Lehren des Islam und seiner Gesetze genau befolgen;


2. Stufe - Taregut (Erlangen der Befähigung): alle (exoterischen) Regeln beiseite lassen und nur an die Köstlichkeit der Beschaulichkeit denken;


3. Stufe - Araff (ein Zustand des Erkennens, ähnlich der Eingebung): es werden Visionen erlangt und magische Kräfte entwickelt;


4. Stufe - Hagegut (Wahrheit): alle irdischen Gedanken haben sich aufgelöst; alle vier Schleier sind gehoben; der Suchende ist zum Heiligen geworden; der Suchende ist frei für die unmittelbare Vereinigung mit Gott geworden; der Suchende wird zu einem Funken der Sonne, die Gott ist; diese Stufe ist meist nur in Abgeschiedenheit von Menschen erreichbar.


Die Anschauungen der Sufis entwickelten sich allmählich zu immer differenzierten Anschauungen. Von den Ismae-liten übernahmen sie das Lehrer- und Einweihungs-Prinzip und auch die Vorstellung von einer stufenweisen Emanation Gottes, also einer schrittweisen Schöpfung in verschiedenen aufeinanderfolgenden Phasen. Diese Schöpfungs-vorstellung entspricht ganz dem Lebensbaum mit seinen auseinander entstehenden Sephiroth.



Die frühen Sufis waren stark von Askese und Weltverzicht geprägt und ähnelten darin vielen frühen christlichen, hinduistischen und buddhistischen Heiligen.


Dscha'far as-Sadiq, der sechste Imam, erweiterte die islamischen Vorstellungen über das Verhältnis des Menschen zu Gott dadurch, daß er die Liebe zu Gott als das wichtigste Element auf dem Weg zu Gott hervorhob. Er predigte, daß man "ein göttliches Feuer, das den Menschen ganz verschlingt" in sich entfachen muß. Damit steht er im Einklang mit dem größten Teil der Mystiker der verschiedensten Religionen.


Durch den Sufi Rabi'a wurde das vom islamischen Gesetz vorgeschriebene rituelle Gebet zu einer langen und liebevollen Unterredung mit Allah. Dies förderte in hohem Maße den individuellen Bezug des einzelnen zu Gott. Dies zeigt sich deutlich in einem Vers dieses Mystikers: "Du meine Hoffnung, meine Zuflucht und meine Erquickung, keinen anderen Gott außer Dir kann das Herz haben." Rabi'a betonte, daß die einzige wirkliche religiöse Erkenntnis in der persönlichen Erfahrung Gottes liegt.

Inzwischen waren in den Kreisen der Sufis komplexe Einweihungen und langjährige Unterweisung des Schülers durch den Lehrer (sheickh) entstanden, durch die die spirituellen Lehrer es ihren Schülern ermöglichten, ebenfalls die Einheit mit Gott zu erreichen.


Wegen der Verdächtigung der Häresie wurden die Berichte der Sufis über ihre Gotteserfahrungen und die Anleitun-gen dazu schließlich nur noch von Lehrer zu Schüler weitergegeben und nicht mehr in der Öffentlichkeit verkündet, um sich vor der Verfolgung durch die offizielle Theologie zu schützten, denn deren Urteil konnte wie im mittelalterlichen Christentum die Hinrichtung bedeuten. Aus dieser Situation stammt ein Ausspruch des Sufis Dhu'n-Nun: "O Gott. In der Öffentlichkeit nenne ich Dich meinen Herrn. Wenn ich aber allein bin, dann nenne ich Dich meine Liebe."

Nach einer längerer Phase der Verfolgung wurde der Sufismus im Islam jedoch allgemein anerkannt und als belebendes und erneuerndes Element des Glaubens gesehen. Es wurden nun von den Sufis öffentliche "religiöse Konzerte", heilige Tänze und unaufhörliche Wiederholungen des Names Gottes (dhikr) durchgeführt, die die Verinnerlichung der Religion in der islamischen Bevölkerung in hohem Maße förderten. Das dhikr ist wie die indischen Mantren die ständige Wiederholung des Namens Allahs. Diese Meditationsform ist auch von den frühen Christen bekannt, die z.T. den Namen Gottes oder Christi unaufhörlich wiederholten. Die Sufis kombinierten dieses dhikr z.T. mit aus dem indischen Yoga übernommenen Körperhaltungen, Atemübungen, akustischen und optischen Vorstellungen usw.


Der Sufi Abu Yazid Bistami lehrte die Auslöschung der Persönlichekti durch strenge Askese und durch die auf die Essenz Gottes gerichtete Meditation. Nach seiner Lehre wird der Heilige in Ekstase zu Gott selber und kann daher als von Gott inspiriert sprechen. Dies findet seine Parallele im Christentum in Christus, der der mehrfach betont, daß Gott selber durch ihn spricht und ihm eingibt, was er sagen soll. Auch der Papst hat eine solche Möglichkeit, wenn er "ex cathedra", also „unfehlbar“ spricht, was ja nur möglich ist, wenn er von Gott inspiriert ist.

Die Lehren von Abu Yazid Bistami lassen vermuten, daß er durch den indischen Yogi Shankara inspiriert worden ist. Generell haben die Mystiker der verschiedenen Religionen in dem "technischen Bereich der Mystik" ja gerne Anleihen bei den Vertretern anderer Religionen gemacht, da sie alle das suchten, was letztlich zu der Gotteserfahrung führt, auch wenn sie von verschiedenen Religionen ausgingen und in Fragen des religiösen Dogmas (soweit sie dieses für wesentlich hielten) sehr verschiedene Meinungen vertreten konnten - aber sich in "technischen Fragen" bezüglich Gebet, Meditation und ähnlichem dann doch einig waren.


Der Sufi Abu Qasim al-Junayd widersprach Abu Yazid Bistami und erklärte, daß das Ziel nicht die Aufhebung des Individuums (fana) ist, sondern das es das Leben des Individuums aus Gott heraus (baga) ist.

Bistami will sozusagen Malkuth vollkommen in Kether auflösen, während al-Junayd das Ziel hat, Kether durch alle Sephiroth hindurch in Malkuth aufleuchten zu lassen. Bistami ist also ein Vertreter der ta'wil-Richtung, die durch die "Schlange der Weisheit" nach Kether gelangen will, während al-Junayd ein Vertreter der tanzil-Richtung ist, die durch den "Blitzstrahl der Schöpfung" Kether in Malkuth in Erscheinung treten lassen will. Letztlich widersprechen sich beide Richtungen natürlich nicht, sondern ergänzen sich: Nur wer durch die "Schlange der Weisheit" nach Kether gelangt, kann durch den "Blitzstrahl der Schöpfung" das Licht Kethers ungehindert nach Malkuth hinabsenden, und jeder, der Kether erreicht, wird das Licht Gottes in seinem Leben, also in Malkuth, auch ausdrücken.


Der Mystiker Tirmidhi al-Hakun, dessen Beiname "al-Hakun" "der Philosoph" bedeutet, strebte die Integration der griechischen Philosophie und der Gnosis mit dem Islam an. In dem Zentrum seiner Lehre stand die walayat, die göttliche Liebe zu allen Wesen. Die Sufis sind zu einem großen Teil auch heute noch sehr universell eingestellt und betrachten die verschiedenen Religionen als verschiedene Wege zu dem einen Ziel - der Einheit mit Gott. Daher sind sie meistens auch offen für den Ausstausch zwischen verschiedenen Religionen, gemeinsame Meditationen, religöse Konzerte u.ä. (Am bekanntesten von den zeitgenössischen Sufis ist vermutlich Pir Vilayat Khan, der regelmäßig „interreligiöse“ Gebete und Meditaitonen veranstaltet.)


Der Sufi Al-Halladsch vollführte auch öffentlich und nicht nur im Kreise der Lehrer und Schüler Wundertaten, was unter Sufis verboten war. Diese Regel stammte noch aus der Zeit, als die Sufis noch von den formaler eingestellten Theologen des Islams verfolgt wurden. Al-Halladsch bemühte sich nun darum, alle Aspekte des Sufismus der Öffentlichkeit bekannt zu machen, wozu eben auch die Fähigkeit vieler Sufis, Wunder zu vollbringen, gehörte. Al-Halladsch war "kosmopolitisch" eingestellt und unternahm lange Reisen nach Indien und China. Er formulierte sehr deutlich und vor allem auch öffentlich das Ziel, die Einheit mit Gott zu erreichen. Er integrierte die Alchemie und die jüdische Buchstabenmaystik (Gematria) und viele andere esoterischer Lehren in den Islam und förderte dadurch die Vielschichtigkeit der Methoden der Sufis, durch die sie ihr Ziel der Einheit mit Gott erreichen konnten. Die Methoden reichten von der Reue (Beichte) über dhikr (Mantren) und Meditatinen und Tänze (wirbelnde Derwische) bis hin zur Annahme all dessen, was geschieht (" Dein Wille geschehe").

Al-Halladsch betonte, daß derWeg (tariq) zu Gott aus mehreren Schritten (maqamat) besteht, die man aus eigener Anstrengung heraus gehen muß, und daß man dann verschiedene Zuständen (ahwal) von Gott geschenkt bekommt. Diese Ansicht entspricht ganz dem kabbalistischen Sprichwort: Wenn du einen Schritt auf Gott zugehst, kommt er Dir neun Schritte entgegen.

Aufgrund seines ausgeprägten "Freigeistes" bekam Al-Halladsch mehrfach Schwierigkeiten mit der offiziellen Lehrmeinung. Ein zeitgenössischer Theologe berichtete aus einem Prozeß, in dem es um Al-Halladschs Prinzip der "umformende Einheit", also der das Individuum verwandelnden Vereinigung mit Gott ging, folgendes: "Halladsch hatte behauptet, daß der, der seinen Leib durch Befolgen der Riten im Zaum hält, sein Herz den frommen Werken widmet, die Abwesenheit von Freuden erträgt und seine Seele beherrscht, wenn er sich der Gelüste enthält, sich schließlich einem Punkt nähert, wo diejenigen, die sich Gottt genähert haben, sind. Schließlich zögert er nicht, wieder hinabzusteigen, damit seine geistige Natur gereinigt wird von dem, was man fleischlich nennt. Dann kommt derjenige Geist Gottes auf ihn, aus dem Jesus, der Sohn der Maria, geboren wurde. Dann wird er zu „dem, dem jede Sache folgt“ (d.h. seine Worte werden wahr - Wunder); er will nur noch dem Befehle Gottes folgen, und von da an ist jede seiner Handlungen eine Handlung Gottes und jede seiner Anordnungen ist eine Anordnung Gottes."


Der Sufi Ibn Arabi, der des öfteren in der für ihre religiöse Toleranz (und für die dort geschmiedeten berühmten Schwerter) bekannten spanischen Stadt Toledo mit christlichen und jüdischen Mystikern debattierte, faßte die gesamten mystischen Lehren der Sufis zusammen und brachte sie auf den Punkt und gilt im Allgemeinen als der größte Mystiker des Islam. Die Kernpunkte seiner Lehre sind:

- Die Essenz des Menschen ist Gott ("Schlange der Weisheit").

- Die Liebe ist das einende Element zwischen Mensch und Gott.

- Der Mensch ist Objekt der Erkenntnis Gottes, die letztlich Selbsterkenntnis Gottes ist, da die Essenz des Menschen Gott ist.

- Gott erschuf die Welt, um sich selber kennenzulernen in Subjekt (Kether: Gott) und Objekt (Malkuth: Welt), die beide durch Liebe verbunden sind, da sie in der Essenz nichts verschiedenes, sondern eins sind („Kether ist Malkuth und Malkuth ist Kether“).

- In dem vollkommenen Menschen wird sich Gott seiner selber bewußt; Gott wird sich in dem vollkommenen Menschen zugleich als Gott und als Teil seiner Schöpfung bewußt.

- Aufgrund seiner Einheit mit Gott kann der Heilige schöpferisch sein, das heißt Wunder tun, also seine inneren Bilder in der materiellen Welt Wirklichkeit werden lassen ("Blitzstrahl der Schöpfung").


Der Dichter und Sufi Rumi, der in der gesamten islamischen Welt beliebt ist, belebte die teilweise formalen Glaubensvorschriften durch sakrale Dichtung, Musik und Tanz. Seine Grundeinstellung war: "Ohne die Liebe wäre die Welt nicht beseelt."


Der islamische Philosoph und Mystiker ibn Sina, der in den lateinischen Übersetzungen Avicenna genannt wurde, strebte eine Vereinigung von Logik und Mystik an und ist darin z.B. dem Philosophen Leibniz vergleichbar. Ibn Sinas Weltbild beruht auf der Aufassung Gottes als der ersten Ursache und der Erschaffung der Welt in zehn auseinander entstehenden Emanatinen/Intelligenzen, deren erste Allah und deren zehnte die materielle Welt ist. Dieses Weltbild gleicht offensichtlich sehr stark dem Weltbild der Kabbala mit ihren zehn Sephiroth (plus der verborgenen Sephirah Daath), die nacheinander aus Kether (Gott) entstehen und sich schließlich in der materiellen Welt konkretiesieren (Malkuth).



In diesen Interpretationen, Erweiterungen und Anwendungsweisen der ursprünglich sehr schlichten islamischen Religion (die nur aus Kether und Malkuth bestand), findet sich nun schließlich die Wiedereinbeziehung der sechs äußeren Sphiroth wieder, sodaß nun auch der Islam über einen vollständigen Lebensbaum verfügt.

An dieser Entwicklung zeigt sich, daß nicht nur natürliche Systeme wie z.B. eine Pflanze über einen vollständigen Lebensbaum verfügen, sondern daß auch von Menschen geschaffene Systeme solange weiterwachsen, bis sie alle Sephiroth integriert haben.


Hod: Die Betonung des Verstandes und der Logik findet sich unter anderem bei Tirmidhi al-Hakun, der die grieschische Philosophie in den Sufismus integrierte, und bei ibn Sina, der zeigte, daß Logik und Mystik zu demselben Weltbild führen.


Netzach: In den Sufi-Anweisungen wird immer wieder betont, daß die Sehnsucht nach Gott die eigentliche Kraft ist, die den Suchenden letzten Endes zu Gott führt - und dieses "Entflammen des Herzens" ist Netzach: die Sehnsucht von Netzach entzündet in Yesod das Feuer, d.h. es steigert die Lebenskraft, wodurch sich dann das Herzchakra öffnet und man zunächst einmal Tiphareth erreicht und von dort aus dann durch das Sehnen nach Gott weiter aufsteigen kann.


Geburah: Zum einen ist diese Sephirah das Fegefeuer, daß auch im Koran beschrieben wird, und zum anderen ist sie im Zusammenhang mit der Mystik die Bereitschaft sich zu verwandeln, was in der Gestalt der Askese, der Hingabe an Gott oder der allgemeinen Lebenshaltung "Insch'allah" (= "Wenn Gott will") seinen Ausdruck finden kann.


Chesed: Die Wiedereinbeziehung dieser Sephirah zeigt sich am deutlichsten in der Gründung der Sufi-Orden, also in Gemeinschaften von Gleichgesinnten mit demselben spirituellen Ziel.


Binah: Der wichtigste Aspekt dieser Sephirah ist die Liebe, die durch den Mystiker Dscha'far as-Sadiq in den Islam integriert wurde und in der folgenden Zeit zu einem zentralen Element in dem Weg der Sufis wurde. Ibn Arabi formulierte diese Liebe zu Gott und zu seiner Schöpfung sowie die Bedeutung der Liebe bei dem Bestreben, die Einheit mit Gott zu erlangen, am deutlichsten, und der Dichter-Mystiker Rumi machte diese Vorstellungen durch seine Gedichte und Lieder im gesamten Islam populär.


Chokmah: Durch den Mystiker Rabi'a wurde das rituelle Gebet zu einer langen und liebevollen Unterredung mit Gott, also zu dem, was in der Kabbala als die Vison Chokmahs beschrieben wird: "die Vision Gottes von Angesicht zu Angesicht". Zu Chokmah gehört auch noch eine weitere Qualität, die für jeden Mystiker unentbehrlich ist: die Einsgerichtetheit auf das Ziel, also auf Gott.


"Blitzstrahl der Schöpfung": Das Vollbringen von Wundern durch die Sufis sowie die Ansicht bzw. das Erlebnis, in der Ekstase von Gott erfüllt zu sein und Gott durch den eigenen Körper handeln zu sehen, gehört zu dem "Blitzstrahl der Schöpfung".

Zu dem "Blitzstrahl der Schöpfung" gehören, wenn auch auf andere Weise als die Wundertaten der Sufis, auch die traditionelle und buchstabengetreue Auslegung des Korans durch die Ulama, die "Schriftgelehrten", die zugleich Theologen und Richter sind.


"Schlange der Weisheit": Sie findet ihren tiefsten Ausdruck in der Mystik darin, daß der Weg zu der Vereinigung mit Gott überhaupt möglich ist.


Der sich aus dieser Entwicklung ergebende Lebensbaum sieht wie folgt aus:




                      Allah (ta'wil)                                                (Kether)

Liebe                                      Einsgerichtetheit

      Mohammed/Koran/ImamGlaubensbekenntnis                        (Daath)

Verwandlungsbereitschaft          Sufi-Orden

                     Pilgerfahrt                                                     (Tiphareth)

 

Logik                                     Sehnsucht

              Gebet, Almosen, Fasten                                           (Yesod)

                 Schöpfung (tanzil)                                                (Malkuth)






Das interessanteste Ergebnis dieser Betrachtung ist vermutlich, daß auch ein von seiner ursprünglichen Konstruktion her sehr schlichtes und weitgehend auf Kether und Malkuth begrenztes System wie der Islam schließlich alle Sephiroth des Lebensbaumes ausbildet. Das Bewußtsein trägt also offensichtlich in sich die Struktur des Lebensbaumes. Es liegt daher nahe, einmal die zehn Sephiroth (plus Daath) und die beiden Dynamiken (Schöpfung und Erkenntnis) allgemein zu beschreiben und zu schauen, wie diese Qualitäten in den einzelnen Religionen formuliert worden sind.


Kether: Die allem zugrundeliegende Einheit tritt in fast allen Religionen auf und seit dem Ende der Jungsteinzeit ist sie in aller Regel das zentrale Element. In den meisten Religionen wird sie als persönliches Wesen aufgefaßt oder zumindest als etwas, das wie ein individuelles Wesen Kontakt zu einem Menschen aufnehmen kann. Es wird dann Gott, Allah, Brahma, Jahwe, Aton usw. genannt. Im Buddhismus ist dieses Einheitsprinzip das Nirvana bzw. in den späteren Formen des Buddhismus Buddha selber.


Chokmah: Die Qualität dieser Sephriah, also die "Begegnung mit Gott von Angesicht zu Angesicht" findet sich in der Regel nur in den substantielleren mystischen Schriften. Sie wird aber in allen mystischen Richtungen, egal zu welcher Religion sie gehören, als die Vorstufe zu dem Erlebnis der Einheit mit Gott beschrieben.


Binah: Die Liebe zu Gott und zu den Menschen und zu der gesamten Schöpfung ist ein Element, das in jeder Religion auftritt, und das das prägende Element jeder Mystik ist.


Daath: Die Erlöser- und Verkündergestalten lassen sich in jeder Religion leicht finden: Es sind in den aus der Jungsteinzeit stammenden Religionen der Toten- und Korngott wie z.B. Osiris und Mithras, und in den aus dem Monotheismus stammenden Religionen die Religionsgründer wie Echnaton, Buddha, Mani, Zarathustra, Mose, Christus oder Mohammed.


Chesed: Die Chesed-Strukturen in den verschiedenen Religionen zeigen sich entweder von Anfang an, wenn die Religion eines ausgeprägte mystische Seite hat wie z.B. der Buddhismus, oder etwas später, wenn sich diese mystische Richtung entwickelt hat wie z.B. im Islam. Diese der Sephirah Chesed entsprechenden spirituellen Gemeinschaften sind z.B. die buddhistischen Sanghas, die hinduistischen Gurus und ihre Schüler, die jüdischen Prophetenschulen, die christlichen Orden und die islamischen Sufi-Orden.


Geburah: Die Bereitschaft zur Verwandlung, die durch diese Sephirah dargestellt wird, zeigt sich im Judentum durch das bedingungslose Befolgen der Gesetze, die Mose im Namen Jahwes verkündet hat, im Christentum durch das "Herr, Dein Wille geschehe", im Islam durch das "Insch'allah" (Wenn Gott will"), im Taoismus durch das "Wu-wei" ("Nicht-tun") und im Buddhismus durch die Tugend des Gleichmuts gegenüber allen Ereignissen. Heute würde man diese Qualität vermutlich meistens als "Loslassen und Bejahen von dem, was ist", bezeichnen.


Tiphareth: Die Seele ist ein Bestandteil aller Religionen, da sie den Kern der Persönlichkeit darstellt. In vielen Religionen wird angenommen, daß sie sich mehrfach inkarnieren kann. In ihrem Innersten ist die Seele identisch mit Gott.


Netzach: Die dieser Sephirah entsprechende Sehnsucht nach Gott erscheint in der Regel nicht an besonders hervorgehobener Stelle, sondern eher verstreut innerhalb verschiedener Beschreibungen - vermutlich weil sie für einen Mystiker als dessen eigentliche Motivation als etwas selbstverständliches erscheint.


Hod: Die Logik und die Philosophie sind ein Element, das in der "Jugend" einer Religion einen recht verschiedenen Stellenwert einnimmt, das sich aber in allen Religionen nach einiger Zeit entwickelt hat, um auch dem Verstand die innere Schlüssigkeit und somit die generelle Richtigkeit einer Religion darzulegen.


Yesod: Diese Sephirah taucht meistens relativ früh auf, da der gezielte Umgang mit der Lebenskraft für jede Art von Segen und jede Einweihung und auch für das eigenen spirituelle Streben unerläßlich ist. Es tritt dann in den religiösen Lehren als Prana, Ankh, Feuer des Herzens, Heiliger Geist, als Lebenskraftkörper, Flammenaureolen, Heiligenschein, Feuer des Agni usw. auf. Die Erscheinungsform der Lebenskraft ist sehr vielgestaltig, da sie bei allen Vorgängen mitspielt und daher in den verschiedensten Zusammenhängen erlebt und in der verschiedensten Weise beschreiben werden kann.


Malkuth: Die konkrete materielle Welt taucht in jeder Religion auf - selbst dann, wenn sie, wie im Buddhismus, als eine Illusion ohne innere Substanz beschrieben wird. Die wichtigste Fähigkeit im Zusammenhang mit dieser Sephirah wird in der Kabbala "Unterscheidungskraft" genannt, im Christentum "in der Gegenwart leben" und im Buddhismus "Vipasshana". Diese Fähigkeit, mit seiner ganzen Aufmerksamkeit da zu sein, wo man ist, und die Dinge dadurch als das zu erkennen, was sie sind, ist die Grundlage des Weges von Malkuth nach Kether.


"Blitzstrahl der Schöpfung": Seine wichtigste Erscheinungsform ist Gottes Erschaffung der Welt. In Hinblick auf einen Menschen ist seine auffälligste Erscheinungsform die Fähigkeit, Wunder zu tun, die von allen Heiligen, Yogis, Fakiren, Mystikern usw. berichtet wird - dadurch, daß diese spirituell Suchenden Kether erreicht haben, haben sie auch in sich die vollkommene Freiheit Kethers verwirklicht und haben dann die Fähigkeit, selber Neues zu erschaffen. Das Erlebnis des "Blitzstrahles der Schöpfung" ist das von oben herniederstrahlende gleißendweiße Licht, das das eigene Herzchakra und den gesamten eigenen Körper erfüllt und in Freude schwingen läßt.


"Schlange der Weisheit": Ihre wichtigste Erscheinungsform ist die Möglichkeit, während des eigenen Lebens von der Welt aus zu Gott zu gelangen. Dies ist letztlich das Thema jeglicher Mystik. Das Erlebnis der "Schlange der Weisheit" ist das Erwachen und das Aufsteigen der Kundalinischlange, des Erdfeuerdrachens, das als ein glühendes, sich windendes und aufsteigendes Feuer im eigenen Körper erlebt wird und im eigenen Inneren eine grenzenlose Liebe und Freiheit erschafft.


Aus diesen Qualitäten kann man nun einen "Allgemeinen Lebensbaum der Religion" bilden, der alle wichtigen Qualitäten enthält:



                       Einheit                                                                                  

Liebe                                          Vision Gottes von Angesicht zu Angesicht

          Erlösungsgottheit, Religionsgründer


Verwandlungsbereitschaft              Orden


                     Seele

Logik                                        Sehnsucht nach Gott


                Lebenskraft

         Körper, materielle Welt



In den verschiedenen Religionen wird von den Mystikern der Weg zu Gott verschieden detailliert tbeschrieben. Diese Wege weisen bei näherer Betrachtung in allen Religionen die Strukturen der Mittleren Säule als ihr "Rückgrat" auf:


Malkuth: Der Beginn des Weges in dieser Sephirah ist der Entschluß, den Weg zu gehen, das Innehalten im Hier und Jetzt, dem das den Erlösungs- und Heilungswunsch" auslösende Erlebnis vorausging. Dies kann wie im Buddhismus das Erkennen des Leides sein, das Erlebnis einer Wundertat durch einen Sufi, eine Vision von Gott wie z.B. die, die Paulaus kurz vor Damaskus hatte, oder auch ein Nahtoderlebnis.


Schwelle: Dieser erste Übergang erfordert Konzentration, Entschlossenheit und Übung.


Yesod: Auf den Entschluß folgt nun die Suche nach der richtigen Methode, nach einem Lehrer oder einer Inspiration. An Methoden finden sich hier vor allem Lebenskraft-Methoden wie Mantren, Gesänge, Visualisa-tionen, Anrufungen, Tänze, Musik, gemeinsames Meditieren, Yoga usw.


Graben: Dieser zweite Übergang erfordert Selbstbejahung, Verwandlungsbereitschaft und Hin-gabe.


Tiphareth: Diese Sephriah markiert in allen mystischen Systemen die Hälfte des Weges: Tiphareth ist das Erwachen des Herzchakras und somit das Erkennen der eigenen Seele und das Erwachen der Liebe zu Gott und zu sich selber und zu allen Geschöpfen.


Abgrund: Dieser dritte Übergang erfordert vollkommenes Loslassen, Bejahen und uneinge-schränkte Liebe zu Gott.


Daath: Hier wird die Verbindung zu dem Religionsgründer oder der Erlösungsgottheit der betreffenden Religion erlangt, wodurch sich die Begrenzung der eigenen Individualität aufzulösen beginnt und die grenzenlosen Eigenschaften zu entstehen beginnen: Man erlebt die ganze Welt als seine eigene Identität und erlebt die Liebe zu ihr, man findet in sich das „Ja“ zu allen Ereignissen und die Hilfsbereitschaft gegenüber allen Wesen und gelangt schließlich zu der grenzenlosen, „gegenstandslosen“ Freude, wodurch das Vollbringen von Wundern möglich wird.


Auflösung: Dieser vierte Übergang erfordert die Aufgabe jeglicher Unterscheidung, das vollkom-mene sich-Öffnen und die Sehnsucht nach vollkommener Freiheit.


Kether: Dies ist das Ende des Weges: das Erlebnis der Einheit mit Gott, die Erkenntnis, daß man in seinem Innersten nichts anderes als Gott ist und schon immer war und immer sein wird, da es nichts anderes gibt als Gott.