Dieses Gedicht habe ich eigentlich nicht verfaßt, sondern nur aufgeschrie-ben - ich bin eines Nachts, als ich vor 20 Jahren noch in einem "Hexenhaus" am Waldrand wohnte, erwacht, weil der Vollmond in mein Gesicht schien und die Stimmung und die Verse waren sofort präsent, sodaß ich sie nur noch aufzuschreiben brauchte.
Der Kelch der Göttin
Ein Kelch voll süßem Traubensaft
von der goldenen Wärme des Sommers durchflutet
heilend, lindernd wie warme Milch
und süß wie Honig von Maiblüten
Ein Schluck aus diesem Füllhorn
und es durchprickelt meine Adern
wie das Funkeln von Smaragden und Rubinen
wie das Glitzern des hellen Sonnenlichtes
auf den Wellen des stillen Waldsees
wenn der warme Wind seinen Spiegel kräuselt
Der Trank erfüllt mich mit Wärme
öffnet meine Augen, meine Hände, mein Herz
er ist wie eine Quelle
zwischen den Wurzeln einer alten Eiche
in der meine Seele badet
Die Quelle kommt aus verborgenen Tiefen
von den Wurzeln der Berge
aus dem Schoß der Erde
in ihm ist das Raunen des Windes
das Rauschen des Meeres
das sanfte Strömen und Wandeln der Wolken
das zärtliche Streicheln einer lieben Hand
Siehst Du das braune Auge des Rehs
spürst du die Wildheit des Luchses
die Freiheit des Falken
die Geborgenheit in der Bärenhöhle?
Sie quellen hervor aus dem Kelch
und sie sind in Dir und in mir
Der Trank ist von Mondlicht erfüllt
von milden Träumen
vom Atem heißer Nächte zu zweit
Das Glitzern der Sterne tanzt in ihm
und sieh, in ihm liegt das Dunkel der Nacht verborgen
das die Sonnen gebiert
Willst du es wagen, Dein Herz, Deine Lippen zu öffnen?
Der Kelch ist stets gefüllt
und seine Fülle ist unerschöpflich
endlos wie die Sterne am Himmel
wie die Wogen des Meeres
sich stets erneuernd wie das Antlitz des Mondes